Jede Aera geht einmal zu Ende …

Mein erstes Jahr als Videofilmer im Bereich Fußball verbrachte ich bei den FC Aarau Frauen. Die Zusammenarbeit mit dem damaligen Trainer Oliver Bless bereitete mir großen Spaß, zumal er meine Arbeit sehr schätzte. Es war für uns beide etwas Neues: Für ihn die Video-Analysen und für mich das Filmen von Fußballspielen.

Nach seinem Rücktritt als Trainer und aufgrund einer Anfrage landete ich daraufhin bei den FC Zürich Frauen, einem Team, das auf dem Weg zurück zu den ganz großen Erfolgen war. Mit dem Trainergespann Dorjee Tsawa und Luis Dos Santos war man auf dem besten Weg dazu. Für mich war es eine Ehre, meinen Teil – wenn auch ein kleiner – zum Erfolg beitragen zu dürfen. Es folgten vier Schweizermeister-Titel und drei Pokalsiege, vier Teilnahmen an der UEFA Women’s Champions League, in der man zweimal die Achtelfinals und zweimal die Sechzehntelfinals erreichte. Aufgrund verschiedener Differenzen mit der Vereinsleitung, jedoch zum Leidwesen des Trainerteams und der Spielerinnen, kam es auf Ende 2015 zur Trennung in gegenseitigem Einvernehmen.

 
… jedes Ende eröffnet einen neuen Anfang

Als ich mich bereits mit einiger Erleichterung auf eine fußballfreie Zeit eingestellt hatte, erhielt ich eine konkrete Anfrage vom FC Basel. Während eines ausführlichen Gesprächs kurz vor Weihnachten, bot man mir einen Teilzeitarbeitsvertrag an, den ich mit großer Freude unterschrieb. Bereits im Januar durfte ich die ersten Testspiele der Frauen des FC Basel filmen und verbrachte in der ersten Februarwoche eine intensive, aber sehr interessante Woche im Trainingslager in Oliva Nova, Spanien.
Ein neuer Verein, eine neue Herausforderung, neue Leidenschaft. Ich bin stolz, auch in diesem Team meinen Beitrag auf dem Weg zum Erfolg leisten zu dürfen.

Die Frauen des FC Basel 1893

Obere Reihe, v.l.n.r.: Thomas Kohli (Torhüterinnen-Trainer), Rebekka Nüscheler (Physio), Alexander Kasup (Physio), Mondher Mathlouthi (Assistenz-Trainer), Chris Vandoni (Videofilmer), Benno Kaiser (Verantwortlicher Frauenfußball)
Mittlere Reihe, v.l.n.r.: Susanne Gubler (Trainerin), Lara Marti, Valentina Mühlebach, Alexandra Szarvas, Egzona Selimi, Chloé Sylvestre, Lindsey Thomas, Melanie Huber, Réka Szöcs, Eseosa Aigbogun, Stefani Liebhart
Untere Reihe, v.l.n.r.: Amanda Stahl, Julia Glaser, Nadine Scheidegger, Nadine Rolser, Elisa Barth, Fabienne Bangerter, Danique Stein, Sophie Schürmann, Nina Schepis, Ramona Ackermann, Tyara Buser

Filmen ist nicht gleich filmen – meine Erfahrungen als Sportfilmer

Als ich 1979 zum ersten Mal eine Videokamera in den Händen hielt, kam ich mir vor wie ein TV-Kameramann. Doch schon die ersten Versuche zeigten mir, dass einschalten und drauflosfilmen noch lange nicht für gute Ergebnisse reichen. Dabei beziehe ich mich nicht auf den Umgang mit den technischen Eigenschaften einer Filmkamera, sondern viel mehr auf den künstlerischen oder fachlichen Aspekt, je nachdem, was man filmt.
In den folgenden Jahren konnte ich viele Erfahrungen sammeln, achtete mich beim Betrachten von Spielfilmen und TV-Sendungen nebst Inhalt auch auf zusätzliche Aspekte wie Schnitt, Kameraführung, Bildausschnitt, Blickwinkel usw.
Als ich vor 5 Jahren mit Sportfilmen begann, musste ich feststellen, dass die bisherigen Erfahrungen hier nicht ausreichten, um zufriedenstellende Resultate zu erzielen. Sportfilmen bedeutet, dass man auch die Sportart kennen muss. Von großem Vorteil ist es auch, wenn man die Regeln und bei Mannschaftssportarten die Taktiken kennt. Dadurch können Spielzüge in vielen Fällen vorausgeahnt werden, was für die Kameraführung sehr vorteilhaft ist. Ein wichtiger Aspekt bei Mannschaftssportarten ist der gewählte Bildausschnitt und das Zoomen. Viele Hobbyfilmer denken, wenn man stets nahe an das Geschehen heranzoomt, bewirke dies Action. Doch dabei verliert man oft das Sujet und die Umgebung darum herum aus dem Bildausschnitt und muss es wieder einfangen, was zu unkontrollierten Kamerabewegungen und zu hektischem Zurückzoomen führt.
Für einen Filmer ist es von großem Vorteil, seine eigenen Aufnahmen immer wieder kritisch zu betrachten und mit ähnlichen Aufnahmen anderer Filmer zu vergleichen. Dabei erkennt man die Unterschiede. Fehler entdeckt man dabei aber nicht nur bei den eigenen, sondern auch bei den fremden Aufnahmen. Von beiden kann man profitieren und lernen.
Wer Aufnahmen von Mannschaftssportarten machen möchte, sollte sich also mit der Sportart auseinandersetzen, vielleicht sogar im TV Übertragungen ansehen und auf die Kameraführung bezüglich des Spielverlaufs achten. Mit der Zeit erkennt man immer mehr Details, auf die Kameraleute achten.
Im Sport wird oft zwischen zwei unterschiedlichen Arten des Filmens unterschieden: Das publikumswirksame Filmen, mit möglichst viel Spektakel, und jenes für die Trainer, die die Aufnahmen für die Spielanalyse benutzen. Die Frage stellt sich, ob es hier einen Unterschied gibt. Die Antwort lautet: Ja und nein.
Benutzt man für das publikumsbezogene Filmen nur eine Kamera, unterscheidet es sich kaum vom taktischen Filmen. Während für das rein analytische Filmen eine Kamera vollkommen ausreicht – von Vorteil auf einer Tribüne auf der Höhe der Mittellinie platziert – so benötigt man für das publikumswirksame Filmen mehrere Kameras, um dem Zuschauer nebst taktischen Spielzügen durch Einblendungen auch Abwechslung und Action zu bieten. Beim taktischen Filmen sollte darauf geachtet werden, stets den gesamten spielbestimmenden Spielerblock im Bildausschnitt zu behalten und dabei den ballführenden Spieler nicht in der Mitte zu platzieren, sondern entgegengesetzt zur Spielrichtung in das seitliche Drittel, beispielsweise in das linke Drittel, wenn sich das Spielgeschehen nach rechts bewegt und umgekehrt. Verlagert sich das Spielgeschehen auf die gegenüberliegende Seite des Spielfeldes oder sogar in die Tornähe, so kann gezoomt werden. Jedoch sollte auch hier darauf geachtet werden, alle spielbestimmenden Akteure im Bildausschnitt zu behalten. So positioniert man einen Freistoß- oder Eckball-tretenden Spieler an den Rand des Bildausschnitts, um jenen Bereich zu zeigen, in den der Ball gespielt werden soll, da sich schließlich dort die interessanten Szenen abspielen.
Das publikumsbezogene Filmen ist in der Regel wesentlich aufwändiger, da man nur dann richtige Action und Abwechslung erzeugen kann, wenn mehrere Kameras im Einsatz sind. So wird die Hauptkamera, die ebenfalls auf der Tribüne auf der Höhe der Mittellinie steht, im selben Stil filmen, wie beim analytischen Filmen, während die anderen Kameras herangezoomte Zweikämpfe oder das Geschehen vor einem Tor aufnehmen. Dabei wird ein Schnittregisseur benötigt, der im richtigen Moment auf bestimmte Kameras umschaltet. Auch der Schnittregisseur sollte sich mit der Sportart auskennen, da sonst Schnitte in ungünstigen und unvorteilhaften Momenten geschehen. Publikumswirksames und actionhaltiges Filmen erfordert nebst mehreren Kameras (mindestens 3, besser 5) auch ebenso viele Kameraleute. Dies alles bedeutet materialtechnisch und personell einen großen Aufwand, der sehr kostspielig ist, für einen professionellen Livestream jedoch unerlässlich. Publikumsbezogenes Filmen für Livestreams oder für eine Postproduktion (DVD, BluRay, Videodateien) mit nur einer Kamera unterscheidet sich daher kaum vom taktisch-analytischen Filmen. Da der größte Teil des Publikums einigermaßen fachkundig ist, möchte es ebenfalls den Überblick über das taktische Geschehen haben.
Wie beim Fotografieren haben viele Filmer mit der vertikalen Komponente ein Problem. Eine Kamera kann nicht nur seitwärts, sondern auch auf und ab geschwenkt werden. Diese zweite Dimension wird oft vernachlässigt. So sieht man ab und zu Aufnahmen, die mehr Himmel als Spielfeld zeigen. Eine gute Faustregel besagt, das Zentrum des Spielgeschehens vertikal in der Mitte zu halten. Auch das Zoomen bereitet vielen Hobbyfilmern ein Problem. Oft wird zu hektisch und vor allem zu häufig gezoomt. Das ständige heran- und wegzoomen wirkt für den Betrachter lästig und ermüdend. Langsames, beschleunigendes und ausklingendes Zoomen wirkt unauffälliger und ruhiger. Noch unauffälliger wird das Zoomen, wenn man es während eines Kameraschwenks durchführt. Es wird durch die Kamerabewegung kaschiert. Leider ist sanftes Zoomen mit den Reglern der meisten Amateur-Kameras nicht möglich. Bei vielen Halbprofi-Kameras kann eine Zoomwippe angeschlossen werden, die am Schwenkarm des Stativs befestigt wird, sodass Schwenken und Zoomen mit einer Hand und vor allem sanft ausgeführt werden kann.

Seit man mit vielen Geräten (Fotoapparaten, Smartphones, Tablets) auch filmen kann, werden das Internet und vor allem die Social-Media-Plattformen regelrecht von Amateurvideos überschwemmt. Der größte Teil dieser Videos sind, abgesehen von ihren originellen und witzigen Inhalten, rein filmtechnisch betrachtet schlecht. Im privaten Bereich haben solche Videos ihre Berechtigung, da es hier nicht um filmtechnische Perfektion geht, sondern darum, bestimmte Momente einzufangen und festzuhalten.
Ein weiterer Trend, der Einzug gehalten hat, sind Videos im Hochformat, weil die Erzeuger solcher Filme sich nicht im Klaren sind, dass der hochformatige Fernseher noch nicht erfunden worden ist und höchstwahrscheinlich auch nie erfunden wird. Man geht sogar so weit, in querformatigen Videos nur das mittlere Drittel scharf zu zeigen und das linke und rechte Drittel in Unschärfe zu tauchen. Hier wird ein Trend gefördert, das Unvermögen von Amateurfilmern, ein Smartphone bei der Aufnahme um 90 Grad zu drehen, zu kaschieren. Das Blickfeld des menschlichen Auges ist nun mal querformatig. Wenn ich die Welt hochformatig betrachten will, lege ich mir Scheuklappen an.

FC Zürich Frauen

Obere Reihe (v.l.n.r.): Chris Vandoni (Videofilmer), Fabienne Humm, Natasha Gensetter, Mirnije Selimi, Lorena Baumann, Sandrine Mauron, Nicole Remund, Tatjana Haenni (Präsidentin), Marion Daube (Geschäftsführerin)

Mittlere Reihe (v.l.n.r.): Dorjee Tsawa (Cheftrainer), Marisa Wunderlin (Assistenz-Trainerin), Meriame Terchoun, Selina Kuster, Marina Keller, Barla Deplazes, Riana Fischer, Nina Stapelfeldt, Philipp Dux (Technischer Leiter, bis 2014), Markus Schärer (Team-Manager/Sportlicher Leiter)

Untere Reihe (v.l.n.r.): Julia Stierli, Sandra Aloi, Irina Brütsch, Seraina Friedli, Federico Valente (Torhüterinnen-Trainer), Nicole Studer, Barbara Beutler, Melanie Müller, Cinzia Zehnder

Es fehlen: Patricia Breindl (Physio), Katie Duncan Hoyle

 

YouTube-Channel der FC Zürich Frauen